Bildung ist die wichtigste innenpolitische Aufgabe in Sachsen 

21. Oktober 2024. Eine gute und chancengerechte Bildung für ALLE Kinder ist für uns die wichtigste und größte innenpolitische Aufgabe und Herausforderung in unserem Land, sichert unseren Wohlstand, schützt die Demokratie und ist ein Gebot der Menschenwürde, damit ALLE Kinder Fähigkeiten erlernen können, um ein selbstbestimmtes und gutes Leben nach ihren Vorstellungen zu führen.

Wir als LandesElternRat Sachsen (LER) fordern von der neuen Regierungskoalition aber auch von der neuen Opposition, der Bildungspolitik eine herausgehobene Stellung und Bedeutung in ihrem politischen Handeln und ihrer Zielsetzungen zu geben. 

Gute und chancengerechte Bildung braucht JETZT:

  • Mehr Anstrengungen beim Abbau des Personalmangels! Der Personalmangel in unseren Schulen und Horten ist das zentrale Problem in der Bildung: 1,7 Millionen(!) Unterrichtsstunden1 ausgefallen, fast jede 10te Stunde nicht gehalten und in einzelnen Schulen ist die Situation deutlich dramatischer. Die Folgen sind Bildungsungerechtigkeit, Stunden- oder Fächerausfall, fehlende Spielräume für Schulentwicklung, fehlende und nicht gelingende Inklusion und Integration und Überlastung bei den Menschen, die in Schule wirken. Wir brauchen mehr Personal, mehr Flexibilität bei Seiteneinsteiger*innen, Einfachlehrer*innen und bei der Anerkennung von Abschlüssen. Wir brauchen eine gesetzlich verankerte Schulsozialarbeit für alle Schulen in Sachsen. Wir brauchen neue Konzepte und Praxisnähe bei der Ausbildung von Lehrkräften, multiprofessionelle Teams, Lernbegleiter*innen und Unterstützung für Schulen und Schüler*innen mit Herausforderungen und wenn es nur mit Geld für private Nachhilfe ist.
  • Mehr Geld für Bildung! Im Doppelhaushalt 23/24 wurden pro Jahr 5 Milliarden Euro für Bildung vorgesehen. Bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Sachsen im Jahr 2023 von 155 Milliarden Euro2 sind dies 3.2%. Zusammen mit den Ausgaben der Kommunen und den Zuschüssen des Bundes überspringt Sachsen wohl die von der OSZE empfohlenen 5%-Hürde am BIP für Bildung. Andere Länder in Europa sind schon deutlich weiter und geben deutlich über 6% am BIP für Bildung aus (Schweden mehr als 7%, Dänemark fast 6.5%, Estland und Belgien mehr als 6.5%)3. Hier brauchen wie mehr Mut und mehr Investitionen in gute und chancengerechte Bildung.
  • Eine Reform des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB)! Seit Jahren verwaltet das LaSuB uninspiriert und ideenlos den Notstand in unseren Schulen. Informationen kommen zumeist nur häppchenweise und uns Eltern wird immer wieder erzählt, dass man eigentlich alles richtig macht aber die Bedingungen nun mal schwierig sind. Es ist unverständlich warum Eltern über Probleme und Missständen an Schulen informieren müssen und warum man bei Schulen mit besonderen Herausforderungen nicht proaktiver handelt. Es fehlt an Konzepten, einer angemessenen Fehlerkultur und an Ideen. Wir brauchen im LaSuB Veränderungen, proaktive Evaluation, zeitgemäße Feedback- und Fehlerkultur und offene Kommunikation sowie neue Köpfe in Verantwortung.
  • Bessere Lehr- und Lernbedingungen! Das Arbeitspapier „Initiative Bildungsland 2030“ war im vergangenen Jahr ein erster Schritt in die richtige Richtung. An der Umsetzung muss sich jede neue Regierung messen lassen. Erziehung und Bildung ist nach John Dewey ein ständiger Prozess, der immer wieder reorganisiert und angepasst werden muss4. Wir müssen uns fragen, ob die Art und Weise wie und die Inhalte, die wir lehren und vermitteln, angemessen und zeitgemäß sind. Hinterfragen von Lehrplänen und -inhalten, fächerübergreifendes Lernen, proaktive Unterstützung von innovativen Schulkonzepten und eine bessere Verzahnung von Vorschulbildung und Grundschule gehören ebenso dazu wie eine sozial ausgewogene und chancengerechte materielle Ausstattung. Dies umfasst unter anderem ein Kostengedeckeltes Mittagessen in unseren Schulen, echte Ganztagsschule, moderne und resiliente Schulgebäude und Schulhöfe und ein viel stärkeres Engagement zur Stärkung der mentalen Gesundheit unserer Kinder.

Der LER setzt sich ein für gute und chancengerechte Bildung, damit jedes Kind unabhängig vom sozialen Hintergrund, dem Wohnort oder der kulturellen Lebenswelt gemäß seinen Möglichkeiten eine echte Chance bekommt, Fähigkeiten zu erlernen, um ein selbstbestimmtes und nach seinen Auffassungen gutes Leben führen zu können. Unsere Kinder sind die Zukunft unserer Gemeinschaft und Bildung entscheidet, wie diese Zukunft aussehen wird.

Quelle: LVZ vom 15.10.2024 Seite 8; 
2 Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/5046/umfrage/entwicklung-des-bruttoinlandsprodukts-von-sachsen-seit-1991/
3 Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_BildAusg.html