Start ins neue Schuljahr

Die Herausforderungen bleiben riesig / LER lädt zur Podiumsdiskussion am 21.08.2024

Das neue Schuljahr hat begonnen und wir als LandesElternRat Sachsen (LER) wünschen allen Schüler*innen, allen Lehrer*innen, allen Erzieher*innen und allen an Schule Beteiligten einen guten Start ins neue Schuljahr, so wenig Ausfallstunden wie möglich, viele schöne und gute Momente und ein erfolgreiches Jahr.

Nun sind Wünsche und Hoffnungen das eine, die alltäglichen enormen Herausforderungen in unseren Schulen das andere. Walter Benjamin schrieb einst „Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben“.

Wie bereits in unserem Positionspapier vom Beginn dieses Jahres festgehalten, bleibt die angespannte Personalsituation die zentrale Herausforderung für ein gutes und chancengerechtes Bildungssystem. Es steht jedoch zu befürchten, dass die Situation wohl erstmal eher schlechter denn besser wird. Die Neueinstellung von 1.033 Lehrer*innen, insbesondere mit 88% grundständigen Lehrkräften, ist positiv zu bewerten. Ebenso, dass es gelungen ist, Lehrkräfte aus anderen Bundesländern für Sachsen zu gewinnen. Da jedoch zum neuen Schuljahr in Sachsen mit 536.000 Schüler*innen 3,5% mehr Schüler*innen an unseren Schulen lernen möchten und wir allein dafür bei angenommenen 30.000 Lehrkräften zusätzliche 1.050 Lehrer*innen bräuchten, wird unterm Strich der Anteil an Lehrkräften pro Schüler*in sinken, was die Problemlage bei der Abdeckung von vollwertigem Unterricht eher verschärfen wird. Auch der mit den klammen Kassen begründete Einstellungsstopp von dringend benötigten Schulassistenzen als wichtiger Teil der uns immer wieder versprochenen multiprofessionellen Teams, trägt nicht zur Entspannung der Situation bei.

Hinzu kommt, dass vor allem in unseren Oberschulen die Bewerberlage besonders schwierig ist. In Oberschulen wurde im vergangenen Jahr jede achte Stunde nicht gehalten, wichtige MINT-Fächer konnten zum Teil wochenlang oder in Einzelfällen über ein ganzes Halbjahr nicht gegeben werden. Besondere Herausforderungen bei der Integration sowie Inklusion von Kindern mit Förderbedarfen und soziale Herausforderungen sind vor allem in den Großstädten alltäglich vorhanden. Das Start-Chancenprogramm ist ein, wenn auch kleiner, Hoffnungsschimmer. Wir brauchen gerade in unseren Oberschulen bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und Unterstützungssysteme. Es ist kontraproduktiv, wenn jetzt Klassen ohne Berücksichtigung des Inklusionsstatus aufgefüllt werden, ohne die Strukturen vor Ort zu stärken.

Zudem bleibt die enorme Herausforderung der Unterrichtsabdeckung im ländlichen Raum. Positive Ansätze bei der Lehrkräfteausbildung, wie beispielsweise aus dem Kreis Görlitz oder Chemnitz und Annaberg-Buchholz müssen begleitet, gestärkt und ausgebaut werden.

Digitale Lernformen und Angebote können eine Unterstützungs- und Ergänzungsfunktion haben, auch temporär Ausfallstunden überbrücken und gelernte Inhalte festigen bzw. einüben. Sie ersetzen aber nicht den Unterricht von engagierten Lehrkräften. Wir fordern für die Digitalisierung eine ganzheitliche Strategie mit Mindeststandards für alle Schulen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass es von der Schule abhängt, inwieweit digitale Formate genutzt und Medienkompetenz vermittelt werden. Wir brauchen transparente, klare Ziele und Regeln, Infrastruktur (auch personell, mit Administrator*innen und Techniker*innen) sowie einen Fokus auf die Fortbildung und Ertüchtigung von Lehrkräften, die Medienkompetenz in Schule und die Herausforderungen im Umgang mit digitalen Formaten und sozialen Netzwerken für ein demokratisches Gemeinwesen vermitteln.

„Demokratie muss in jeder Generation neu geboren werden, und Erziehung ist ihre Hebamme“ schrieb einst John Dewey. Jeden Tag bietet sich in KiTas, im Hort und im Unterricht die Möglichkeit, Demokratie für alle Kinder und Jugendlichen verständlich zu erklären, Mitwirkung zu erleben, den gemeinsamen Lebensraum zu gestalten und die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren. 

Der LER veröffentlich zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen (GEW) und dem LandesSchülerRat (LSR) am 14.08. in einer Landespressekonferenz einen gemeinsamen Wahlaufruf zur Landtagswahl am 01. September 2024. 

Unter dem Motto „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie“ treten wir ein für gute Bildung und eine demokratische, offene und vielfältige Gesellschaft.

Um unseren Eltern gute und umfassende Informationen für eine fundierte Wahlentscheidung für gute Bildung zu ermöglichen, lädt der LandesElternRat Sachsen (LER) alle sächsischen Eltern herzlich ein:

  • am 21. August 2024 nach Dresden zur bildungspolitischen Podiumsdiskussion von 18:00 bis 21:00 Uhr ins Gymnasium Bürgerwiese zu kommen. Zu Gast sind die bildungspolitischen Sprecher*innen der im Landtag aktuell vertretenen Parteien. 

Die Veranstaltung wird auch gestreamt.

Für eine chancengerechte Bildung brauchen wir in Sachsen eine langfristige, zukunftsfähige Perspektive, die nicht den Mangel verwaltet und knausert, sondern mit Mut und Ressourcen die Herausforderungen angeht, Lehr- und Lernformen modernisiert, Inhalte hinterfragt, Unterricht absichert und Lasten besser verteilt. Der Anspruch einer guten Bildung für alle Kinder, unabhängig vom Wohnort, der sozialen oder kulturellen Herkunft, entscheidet sich ganz wesentlich beim Umgang mit genau den Schüler*innen, die Unterstützung, Hilfestellung und ein Mehr an Betreuung benötigen.